Mittwoch, 5. August 2015

Frollein Eves Kolumne für die Weight Watchers - Teil 8

Mein Fitbit und ich

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe jetzt einen Fitbit. Einen Fitbit One. Was jetzt klingt wie ein Schokoriegel, nur in sportlich, also so was wie ein Kitkat für Leute, die gerne einen Schokoriegel, der sich gesund anhört, essen möchten, ist in Wirklichkeit aber keiner. Sie können zwar reinbeißen, aber ich sag Ihnen gleich, dass der nicht schmeckt.
Nein, ein Fitibit ist ein kleines Gerät, das Ihnen sagt, wie viele Schritte sie heute gelaufen sind, wie viele Stockwerke sie erklommen haben und wie oft und lange sie nachts aufgewacht sind. Das sind die Basisinformationen. Wenn man den kleinen Kerl, den man sich unauffällig überall an die Klamotten klippen kann, richtig einstellt, kann der Ihnen bestimmt noch viel mehr erzählen, wie viele Pro Points sie verbraten haben zum Beispiel.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Sie technisch affin sind und ich muss Ihnen gestehen, ich bin es nicht. Ich habe nicht mal ein Smartphone.
Trotzdem fand ich ihn ganz schön schnieke. Unser Coach hat ihn sich immer ans Shirt geklippt und mir hat das Design sehr gut gefallen. Er ist ganz schmal und unauffällig, nicht so ein Riesenwatz.
Also musste einer her, ich wollte es unbedingt testen, dieses gut designte Schritte-und-Stockwerke-und-Pro Points-und-Wachphasenzählwunder.
Mein alter Schrittzähler war zwar etwas beleidigt, dass er gegen einen Jüngeren ausgetauscht wurde, aber ich war einfach zu neugierig auf diese ganzen Zusatzfunktionen, die das Gerät zu bieten hat.
Diese Neugierde wurde aber erst mal gebremst, denn bevor man zackzack sämtliche mitgezählte Stockwerke rauf- und runterrennen kann, muss man den kleinen Fitbit erstmal aufladen und sich registrieren. Fand ich jetzt nervig. Ich will mich nicht irgendwo registrieren müssen, um etwas nutzen zu können. Auch bin ich kein Mensch, der alle paar Minuten auf sein (eh nicht vorhandenes) Smartphone glotzt, um zu sehen, wie der Hase bzw. man selbst so läuft.
Dafür gibts auch ein kleines Display am Fitbit, auf dem man direkt sehen kann, wie viel man läuft. Das fand ich schon wieder gut. Weil:
Mein Fitbit kommuniziert auch anderweitig mit mir. Das wusste ich nicht. Ich habe ihn hochgehoben und auf einmal stand da auf dem kleinen Display „Juhuuuuu Frollein“ und ich habe zu meinem Fitbit gesagt: „Juhuuuuu Fitbit!“ und war gleich ganz fröhlich.
Dann hat er gemeint „Auf geht‘s Frollein“ und ich hab zu meinem Fitbit gesagt: „Jetzt hetz mich so, Fitbit!“
aber als er dann via Display „Stepgeek Frollein“ hat verlauten lassen habe ich dann aber „ Du Zipfelgesicht, Fitbit!“ zurückgemeckert. Also ehrlich, beschimpfen lasse ich mich nicht von einem kleinen Kastl am Hosenbund, was ist überhaupt ein „Stepgeek“?
Ich hab dann gleich mal nachgesehen und ein „Geek“ ist ein Streber. Ich bin also grob übersetzt ein „Schrittstreber“. So ein Schmarrn!
Aber abgesehen davon, dass er mich hin und wieder als Streber beschimpft, wenn ich ihn hochhebe, haben wir schon unseren Spaß. Vor allem diese Funktion, dass der mir sagt, wie oft ich nachts im Schlaf wach geworden bin, hat mich interessiert. Das hab ich aber nur einmal getestet. Und ich kam zum selben Ergebnis wie der Fitbit: 2-mal. Weil ich aufs Klo musste. Das war jetzt keine Überraschung, weil da war ich ja auch wach und wusste, dass ich wach war.
Außerdem wollte ich ja unbedingt noch wissen, ob er mir am nächsten Morgen dann nicht nur sagt, wie oft und wie lange ich wach war, sondern auch per Display mitteilt „Du schnarchst, Frollein!“ oder „Nicht so spät ins Bett, alte Eule, Frollein!“ oder „Wat, noch 3x umdrehen, nix gibts, raus aus den Federn, Frollein!“ oder zumindest „Das hast Du davon, wenn Du kurz vorm Schlafengehen noch einen halben Liter Wasser trinkst, Frollein!“
Nö, nichts, nicht einmal „Stepgeek Frollein!“ Da war ich dann schon enttäuscht und nach dem Versuch hatten wir dann getrennte Schlafzimmer. Schließlich ist er ja auch ein Schritt- und kein Schäfchenzähler.
Aber generell muss ich schon zugeben, dass mich dieses kleine Kastl, das man sich an den Hosenbund klippt, schon motiviert, etwas mehr zu laufen als gewöhnlich. 
Bestes Beispiel: Wenn mein Mister zu mir sagt „Komm, lass uns die Treppen hochlaufen“ sage ich „Pfff“, drücke den Aufzugsknopf, spiele das alte Hase-Igel-Spiel und schreie ihm im oberen Stockwerk angekommen fröhlich entgegen „Ich bin schon da“, während er noch die Treppen hochläuft.
Wenn mir aber mein Fitbit die Stockwerke vorzählt, sage ich „Pfff“ zum Aufzugknopf und laufe die Treppen hoch, so ganz ohne Hase und Igel-Allüren.
Vielleicht sollte ich mir meinen Mann einfach an den Hosenbund knippen, damit er mir dann die gelaufenen Stockwerke vorzählt? Ich weiß jetzt nicht, ob ihm die Idee so gefällt und ob das nicht vielleicht die Nachbarn irritieren könnte, wenn ein großer Mann an meinem Hosenbund hängt und nach jedem Stockwerk 1-2-3 brüllt.
Ich glaube, diese Aufgabe überlasse ich dann doch lieber dem Fitbit.

So, und jetzt muss ich weg, noch ein paar Schritte rumlaufen, nicht, dass dann am Ende des Tages auf dem kleinen Display „Fauler Sack, Frollein, Dir werd ich weiterhelfen“ steht.

Ihr Frollein Stepgeek, das sich von ihrem Fitbit noch ein bisschen durch die Gegend scheuchen lässt

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