Sonntag, 26. Januar 2014

Oldschool oder einfach nur hinterher?

Hallo liebe Leser,

long time no read, aber das liegt daran, dass hier momentan sehr viel los ist und ich nicht so zum Schreiben komme, wie ich gerne würde. Aber jetzt würde ich nicht nur gerne, jetzt mach ich einfach...Heute gibt es wieder einen eher nachdenklichen Eintrag. Auf das folgende Thema bin ich beim Fusselbürstenkaufen gekommen. Ich hatte mal so eine Fusselrolle vom schwedischen Textilkaufhaus, bei der man nach Benutzung die einzelnen Klebeblätter abreissen und wegwerfen konnte. Praktisch, aber im Endeffekt eigentlich ein Scheiß, weil erstens gab es keine Nachfüllklebeblätter und zweitens konnte man praktisch nach einer Rolle Entfusslerei das ganze Plastikding wegwerfen. Ein Scheiß, sag ich doch. Und weil ich darauf keine Lust hatte, bin ich ins Kaufhaus und habe mir eines dieser Oldschool- Fusselbürsten gekauft, kennt Ihr die überhaupt noch, Generation Plastik ;)? Gibts meistens in Rot und Du bürstest die Fusseln damit einfach ab (in die eine Richtung) und wenn Du mal versehentlich die Richtung verwechselt, bürstest Du die Fusseln wieder drauf. Lustig, was ;). Und beim Oldschoolfusselbürsten habe ich sie bemerkt, die Sehnsucht nach dem Alten, Praktischen, und auch dem Übersichtlichen. Nicht nur in Hinsicht auf Fusselbürsten, sondern vor allem im technischen Bereich. Ich bin ein sturer Bock, wenn es darum geht, ständig den neuesten technischen Entwicklungen hinterherzuhasten. Warum soll ich mein Handy wegwerfen, das noch prima funktioniert, nur weil alle zwei Wochen neue, sich übertrumpfende Modelle auf den Markt kommen? Warum soll ich meine treue Senseo, die mich seit über sechs Jahren mit Koffein abfüllt, gegen eine dieser schnieken Kapselmaschinen eintauschen, nur weil man von Mr. Clooney und anderen bunten Kapselkonsumenten damit zugeschissen wird? Habt Ihr Euch mal bewußt gemacht, was man damit für einen Müll produziert? Eine Alukapsel für eine windige Tasse Kaffee. Eigentlich ein hirnrissiger Wahnsinn. Klar schmeckt das gut, aber muss ich es deswegen unbedingt haben?
Ich komme mir vor, wie eine Oma auf einer Parkbank, die Entenfütternd den ganzen technischen Schnickschnack an sich vorbeiziehen lässt. Nur habe ich statt einem Omahäkelschal ständig das Gefühl von "Du mußt doch auf dem aktuellen Stand bleiben" im Nacken, was kein Angenehmes ist und ich versuche herauszufinden, ob ich wirklich schon so werbegeschädigt bin, dass ich mir einbilde, etwas zu brauchen, was ich nicht wirklich benötige. Denn wenn ich den Aktuellen-Stand-bleiben-müssen-Nackenschal mal abnehme und mich umsehe, dann merke ich, dass ich mit meinem Laptop von 2006 und der CS3-Photoshop- Version noch immer sehr zufrieden bin, und auch mit den anderen technischen Gerätschaften, die wirklich alles andere als technisch Up-to-date sind, gute Arbeit leisten kann, mit der ich vollauf zufrieden bin. Sollte ich es nicht mehr sein und merken, dass mir etwas fehlt, würde ich es ändern, aber soll ich es ändern, nur weil Konzerne mir alle paar Monate durch Updates suggerieren, hip und am Puls der Zeit zu sein, wenn ich mit auf den sich immer schneller fahrenden Konsumzug aufspringe. Hey, ich bin doch kein Hipster, der sich in die engbeinigen Hosen macht, wenn er nicht SOFORT am Erscheinungstag ein neues buntes Apfeltelefon bekommt. Und mittlerweile fahren so viele Konsumzüge auf den Konzerngleisen, daß der Abfahrtsplan den Umfang der Brockhaus Enzyklopädie locker um ein paar Seiten überragt und der Puls der Zeit schneller rast als ein ICE auf der Strecke Nürnberg- München.
Mir reicht's, ich ziehe es vor, momentan am Ruhepuls der Zeit zu verweilen und dem Treiben des lustigen Konsumverkehrs von außen zuzusehen und meinen gesunden Menschenverstand einzusetzen, der mir schon zu verstehen gibt, wann ich welches Upgrade brauche, um die Qualität meiner Arbeit oder meine Lebensqualität zu verbessern. Aber das möchte ich mir nicht von außen diktieren lassen. Stur eben.

Euer Frollein Ruhepuls, das gerade keinen Bock auf schnellebigen Konsumschnickschnack hat

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