Sonntag, 30. August 2015

Katersommer

wäre ja eigentlich ein schöner Buchtitel, nicht, liebe Leser? ;)
Ich hatte Euch ja schon geschrieben, dass ich adoptiert wurde. Vom Hinterhofkater. Zu meinem Entsetzen war er ein paar Tage später einfach weg. Weg! Uah! Nichts war mehr wie vorher, der Innenhof erschien grau und kalt, kein Busch hat mehr miaut, keine nächtlichen Jagden mehr mit der geringelten roten anderen Katze zu meinem Amusement (die geringelte rote Katze ist nämlich sehr schnell, während mein Hinterhofkater immer wendig wie ein Mississippidampfer schaukelnd hinterhergaloppiert) und kein Geschnurre und Kopfgereibe mehr. Und während ich "I will survive"-jaulend in den Hinterhof hineinspähte, nachdem das Katerkissen, das ich ihm extra hingelegt hatte seit Tagen unbeschnurrt war, war er auf einmal wieder da. Im Hinterhof. Hurra! Ich weiß nicht, wo er war, aber er hatte eine ziemliche Wampe. Ich schätze mal, seine Eltern haben ihn zu ein paar Tagen Hausarrest verdonnert, weil der alte Rennbesen wohl nur  noch zum Fressen daheim war. Aber da Katzenfreaks ja wissen, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, einen Freigänger zu überreden, mal ein paar Tage zu Hause zu bleiben, wird das Projekt Hausarrest wohl auf Eis gelegt worden sein.  Seitdem haben wir da weitergemacht, wo wir aufgehört hatten, nur dass man sich eben mit der Zeit auch besser kennenlernt.
Und wie es bei alten Ehepaaren so der Fall ist, entdeckt man die eine oder andere Macke am Anderen.
Aus Katersicht wohl "Lässt die mich nie in Ruhe, dauernd muss ich mich kraulen lassen, uah." Zum Fressen gibts nämlich nix, weil er ja jemandem gehört.
Z. B. wasche ich mir jedes Mal nach unserem Sit-In auf dem Katerkissen die Hände. Klar, ich weiß ja nicht, wo er sonst noch rumlungert. Mir ist aufgefallen, dass er wiederum jedes Mal nach unserem Sit-In auf dem Katerkissen anfängt, sich den Kopf zu putzen (er bevorzugt Streicheleinheiten auf seinem Katerkopf, mit dem Rücken hat er nicht viel am Hut). Klar, er weiß ja nicht, wo ich sonst noch so herumlungere.
Spätabends, wenn es schon dunkel wird, wird der haarige Herr immer leicht nervös. Heißt, er wedelt immer mit dem Schwanz wenn er auf meinem Schoß sitzt und hält seinen Katerkopf schön aufmerksam hoch, denn es kann ja sein, dass jederzeit der rote Ringelkater wieder ins sein Revier gepirscht kommt. Dann ist nämlich Schluß mit Schmusekurs. Das merkt man daran, dass er anfängt, zu knurren. Normalerweise, wenn er keinen Bock mehr auf Streicheln hat, haut er einfach ab. In seiner Abendstunde bleibt er allerdings sitzen und knurrt. Klar reizt es mich, meine Grenzen auszutesten, weil ich ja weiß, dass er kein grober Lackl ist, der plötzlich haut oder beißt. Neues Spiel: Abendstunde, nervöser Kater auf dem Schoß, der keinen Bock mehr auf Kraulen hat, aber auch nicht abhaut. Kopfkraulen, Knurren, Kopfkraulen, Knurren, Kopfkraulen, Knurren, Kopfkraulen, Fauchen. Und dann abhauen. Aha.
Gestern habe ich ihn im Gegenwart einer braunen Ringelkatze in seinem Hinterhofrevier gewagt, zu streicheln. Das hatte in etwa was von "eine Mama bringt ihr Kind zur Schule und gibt ihm vor den Schulkameraden noch einen fetten Kuss auf den Kindskopf". Empörter Hinterhofkaterblick und wortloses Abzischen einen halben Meter weiter. Ich bin natürlich nach und habe ihn nochmal gestreichelt. Daraufhin Gefauche (Mann, Mama, jetzt geh weg, das ist peinlich). Haha.
So läuft das also hier im Hinterhof. Da meint man es gut, bringt dem undankbaren Balg noch seinen Turnbeutel und wird dafür angefaucht. Also wirklich, man hat es nicht leicht als katzenadoptierter Mensch. ;)

Ich geh jetzt wieder nach unten, weitere Macken entdecken.

Euer Frollein Adoptivkatzenmama, das dem Katzenkind machmal schon peinlich ist ;)

Mittwoch, 12. August 2015

Ein Kater am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen

Liebe Leserschaft,

es sei denn es ist ein alkoholischer Kater, der vertreibt aber nix, der treibt einen höchstens wieder ins Bett zurück mit Aspirin und Schlafbrille. Nun, ich spreche von echten Katern, denen aus Fell und Schnurrhaaren.
Ich wurde nämlich adoptiert, letzte Woche, jaja liebe Eltern, das habt Ihr nun davon, dass Ihr Euch ein Wohnmobil gekauft habt und Euch nur noch mit anderen Wohnmobilbesitzern auf den Straßen der Republik herumtreibt. Da lässt man das arme erwachsene Kind, das eh woanders wohnt, einfach im Stich und schon dauerts keine Woche, da wird es von einem Hinterhofkater adoptiert.

Es fing ja ganz unverbindlich an, so wie bei Rotkäppchen und dem bösen Wolf. Ich ging spazieren, im Hinterhof. Auf einmal lag er da und sprach mich an. Klar bin ich drauf eingestiegen, was denkt Ihr denn? Ich finde es gibt die Katzenmenschen, die Hundemenschen und die Babymenschen und während andere in Kinderwägen hinein-eideideien, werde ich bei Katzen willensschwach und ferngesteuert und möchte den ganzen Tag nichts anderes mehr tun, als mich durch Katzenfell zu wühlen und dabei akustisch im Geschnurre zu baden. Haut mir ab mit Yoga und Pilates zur Entspannung, ich geh zur Katze.

Ja, da lag er nun, der junge Mann mit den Schnurrhaaren und hat sich vor mir auf den Rücken gerollt. Aber als alter Katzennerd weiß ich ja, dass es in diesem Fall nur zwei Möglichkeiten gibt, wenn man dem haarigen Kerl den Bauch kraulen will, wenn er sich schon so anbietet:
Möglichkeit 1: Er lässt sich den Bauch kraulen und wird dabei immer länger und streckt seine Gockerlhaxen (ich finde Hinterläufe bei Katzen sehen aus wie die Haxen beim Bratgockerl) in alle Richtungen.
Möglichkeit 2: Er tut so, als ob er sich den Bauch kraulen lässt und man fängt sich schneller eine, als man Fellwampe sagen kann.

Der Hinterhofkater und ich zogen Möglichkeit 1 vor. Zu meinem größten Entzücken. Mittlerweile wird das Bauchfell schon kahl vor lauter Gekraule, aber er will es ja nicht anders. Wir haben nämlich so unsere Routinen entwickelt.

Er sitzt unten im Hinterhof und sobald er mich auf meinem Balkon ausfindig macht, gibt er Laut. Ich schrei natürlich "Hallo Kater" und er "Miau". Die Konversation erinnert ein wenig an das 80er Jahre Lied "Wot" von Captain Sensible "He said Captain - I said wot - He said Captain - I said wot".
So geht das hin und her und er weiß mittlerweile  ganz genau, dass ich sofort runtergerannt komme und wartet bereits unter großem Katergebrüll an der Tür. Ich bin da schon dressiert.

Nicht dass es hier Missverständnisse gibt: er bekommt von mir nur H2OFreigetränke, kein Futter, da er offensichtlich gut gepflegt ist und irgendwo in der Nachbarschaft wohnt, da fände ich es nicht gut, ihn anzufüttern, er ist ja kein hungriger Streuner. Obwohl Katzen immer gerne so tun, als hätten sie seit Wochen nichts gefressen, aber er steht gut im Futter. Also sitzen wir an unserem Platz, er steigt mir sofort auf den Schoß und fängt an vor sich hin zu knistern. So geht das schon seit Tagen, und zwar nicht nur einmal am Tag. Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, weiß ich, dass er im Busch sitzt. Ich stell mich dann vor den Busch und sage "Kaaater!" und der Busch schreit "Miau". I said Captain - he sait wot.
Dann kommt er kläglich miauend aber quietschfidel aus dem Busch, wir setzen uns hin, er erzählt mir, was bei ihm so alles im Busch ist und ich ihm, was bei mir so los war. Dann gehe ich auf meinem Balkon und drei Captain-Wots später sitze ich wieder unten.

Mittlerweile habe ich drei verschiedene Katzenoutfits, eins für Nachmittagshitze, eins für Abends und eins, weil ich die anderen beiden gerade nicht gefunden hatte, aber schnell nach untern wollte.
Alle bereits ziemlich haarig, ich sehe selbst schon aus wie eine Katze. Wenn mir ein mitleidiger Nachbar mal ein Schälchen Milch hinstellt, weiß ich, dass es Zeit für die Fusselbürste ist.

Aber das wollte ich Euch einfach nur kurz erzählen, ich hab ja keine Zeit, ich muss ja wieder, Ihr wisst schon ...

Euer Frollein Captain-Wot, das sich in ein paar Minuten wieder im Hinterhof mit dem miauenden Dornbusch unterhält

Mittwoch, 5. August 2015

Frollein Eves Kolumne für die Weight Watchers - Teil 8

Mein Fitbit und ich

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe jetzt einen Fitbit. Einen Fitbit One. Was jetzt klingt wie ein Schokoriegel, nur in sportlich, also so was wie ein Kitkat für Leute, die gerne einen Schokoriegel, der sich gesund anhört, essen möchten, ist in Wirklichkeit aber keiner. Sie können zwar reinbeißen, aber ich sag Ihnen gleich, dass der nicht schmeckt.
Nein, ein Fitibit ist ein kleines Gerät, das Ihnen sagt, wie viele Schritte sie heute gelaufen sind, wie viele Stockwerke sie erklommen haben und wie oft und lange sie nachts aufgewacht sind. Das sind die Basisinformationen. Wenn man den kleinen Kerl, den man sich unauffällig überall an die Klamotten klippen kann, richtig einstellt, kann der Ihnen bestimmt noch viel mehr erzählen, wie viele Pro Points sie verbraten haben zum Beispiel.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Sie technisch affin sind und ich muss Ihnen gestehen, ich bin es nicht. Ich habe nicht mal ein Smartphone.
Trotzdem fand ich ihn ganz schön schnieke. Unser Coach hat ihn sich immer ans Shirt geklippt und mir hat das Design sehr gut gefallen. Er ist ganz schmal und unauffällig, nicht so ein Riesenwatz.
Also musste einer her, ich wollte es unbedingt testen, dieses gut designte Schritte-und-Stockwerke-und-Pro Points-und-Wachphasenzählwunder.
Mein alter Schrittzähler war zwar etwas beleidigt, dass er gegen einen Jüngeren ausgetauscht wurde, aber ich war einfach zu neugierig auf diese ganzen Zusatzfunktionen, die das Gerät zu bieten hat.
Diese Neugierde wurde aber erst mal gebremst, denn bevor man zackzack sämtliche mitgezählte Stockwerke rauf- und runterrennen kann, muss man den kleinen Fitbit erstmal aufladen und sich registrieren. Fand ich jetzt nervig. Ich will mich nicht irgendwo registrieren müssen, um etwas nutzen zu können. Auch bin ich kein Mensch, der alle paar Minuten auf sein (eh nicht vorhandenes) Smartphone glotzt, um zu sehen, wie der Hase bzw. man selbst so läuft.
Dafür gibts auch ein kleines Display am Fitbit, auf dem man direkt sehen kann, wie viel man läuft. Das fand ich schon wieder gut. Weil:
Mein Fitbit kommuniziert auch anderweitig mit mir. Das wusste ich nicht. Ich habe ihn hochgehoben und auf einmal stand da auf dem kleinen Display „Juhuuuuu Frollein“ und ich habe zu meinem Fitbit gesagt: „Juhuuuuu Fitbit!“ und war gleich ganz fröhlich.
Dann hat er gemeint „Auf geht‘s Frollein“ und ich hab zu meinem Fitbit gesagt: „Jetzt hetz mich so, Fitbit!“
aber als er dann via Display „Stepgeek Frollein“ hat verlauten lassen habe ich dann aber „ Du Zipfelgesicht, Fitbit!“ zurückgemeckert. Also ehrlich, beschimpfen lasse ich mich nicht von einem kleinen Kastl am Hosenbund, was ist überhaupt ein „Stepgeek“?
Ich hab dann gleich mal nachgesehen und ein „Geek“ ist ein Streber. Ich bin also grob übersetzt ein „Schrittstreber“. So ein Schmarrn!
Aber abgesehen davon, dass er mich hin und wieder als Streber beschimpft, wenn ich ihn hochhebe, haben wir schon unseren Spaß. Vor allem diese Funktion, dass der mir sagt, wie oft ich nachts im Schlaf wach geworden bin, hat mich interessiert. Das hab ich aber nur einmal getestet. Und ich kam zum selben Ergebnis wie der Fitbit: 2-mal. Weil ich aufs Klo musste. Das war jetzt keine Überraschung, weil da war ich ja auch wach und wusste, dass ich wach war.
Außerdem wollte ich ja unbedingt noch wissen, ob er mir am nächsten Morgen dann nicht nur sagt, wie oft und wie lange ich wach war, sondern auch per Display mitteilt „Du schnarchst, Frollein!“ oder „Nicht so spät ins Bett, alte Eule, Frollein!“ oder „Wat, noch 3x umdrehen, nix gibts, raus aus den Federn, Frollein!“ oder zumindest „Das hast Du davon, wenn Du kurz vorm Schlafengehen noch einen halben Liter Wasser trinkst, Frollein!“
Nö, nichts, nicht einmal „Stepgeek Frollein!“ Da war ich dann schon enttäuscht und nach dem Versuch hatten wir dann getrennte Schlafzimmer. Schließlich ist er ja auch ein Schritt- und kein Schäfchenzähler.
Aber generell muss ich schon zugeben, dass mich dieses kleine Kastl, das man sich an den Hosenbund klippt, schon motiviert, etwas mehr zu laufen als gewöhnlich. 
Bestes Beispiel: Wenn mein Mister zu mir sagt „Komm, lass uns die Treppen hochlaufen“ sage ich „Pfff“, drücke den Aufzugsknopf, spiele das alte Hase-Igel-Spiel und schreie ihm im oberen Stockwerk angekommen fröhlich entgegen „Ich bin schon da“, während er noch die Treppen hochläuft.
Wenn mir aber mein Fitbit die Stockwerke vorzählt, sage ich „Pfff“ zum Aufzugknopf und laufe die Treppen hoch, so ganz ohne Hase und Igel-Allüren.
Vielleicht sollte ich mir meinen Mann einfach an den Hosenbund knippen, damit er mir dann die gelaufenen Stockwerke vorzählt? Ich weiß jetzt nicht, ob ihm die Idee so gefällt und ob das nicht vielleicht die Nachbarn irritieren könnte, wenn ein großer Mann an meinem Hosenbund hängt und nach jedem Stockwerk 1-2-3 brüllt.
Ich glaube, diese Aufgabe überlasse ich dann doch lieber dem Fitbit.

So, und jetzt muss ich weg, noch ein paar Schritte rumlaufen, nicht, dass dann am Ende des Tages auf dem kleinen Display „Fauler Sack, Frollein, Dir werd ich weiterhelfen“ steht.

Ihr Frollein Stepgeek, das sich von ihrem Fitbit noch ein bisschen durch die Gegend scheuchen lässt