Dienstag, 28. Oktober 2014

Stürzstrumpfhosen

Meine lieben Damen, Balletttänzer und Robin Hood,

ich glaube, Ihr kennt das Problem. Heute wieder geschehen. Jetzt kommt ja der Winter, der liebliche Gesang der Laubbläser hat ihn ja schon angekündigt. Und mit dem Winter kommen auch wieder die Winterstrumpfhosen, die sind dicker als die Frühlings- und Herbststrumpfhosen. Und wurden schon lange nicht mehr getragen, war ja schön draußen. Heute habe ich mir eine davon aus dem Schrank gefischt und mich schon gewundert, warum sie so weit hinten war. Schöne Struktur, schöne Farbe, also anziehen, das Ding. Und ab damit in die Stadt. Und dann gings schon los. Nicht etwa schon daheim, nein, das wär ja langweilig. Dieses hinterlistige Beinkleid fängt natürlich erst auf dem halben Weg an plötzlich, ja plötzlich, immer weiter nach unten zu rutschen. Einfach so. Sehr schön, hab ich mich gefreut, ich hatte es nämlich auch noch eilig und beide Hände voll. Vielen Dank, Du textiles Miststück. Und was macht man da, auf der Hälfte der Strecke, mit vollen Händen und einer Strumpfhose auf halbmast? Richtig, man geht wie der Hulk! Pittoresk und absolut damenhaft, wie im Benimmbuch. Grün war sie ja auch noch. Passt schon mal. Also den Hulkwalk in die Stadt gemacht. Im Kopf die wüstesten Bilder, was man mit einer meuternden Strumpfhose so alles anstellen kann zur Strafe für unerlaubte Fluchtversuche in der Innenstadt. Irgendwann hatte ich die Hände wieder frei und mich auf den Rückweg gemacht. Diesmal nicht wie der Hulk, sondern wie jemand, der offensichtlich seine Strumpfhose festhält, damit sie nicht abhaut. Ebenfalls sehr pittoresk und damenhaft, aber dafür mit einem Gesichtsausdruck wie der Hulk. Daheim habe ich dann das mit der Strumpfhose gemacht, was auch der Hulk damit machen würde: fein säuberlich wieder in den Schrank gelegt. Ins hinterste Eck, damit man die Rutscherei wieder vergisst bis zum nächsten Anziehen. Und falls Ihr mal in der Innenstadt eine Frau mit grüner Strumpfhose und bösem Gesichtsausdruck seht, die läuft wie ein Sumoringer, dann bitte einfach nicht ansprechen von wegen "Jetzt weißt Du, warum sie nicht vorne im Schrank lag, was?" und schon gar nicht "Haben wir wieder die Klamotten eine Nummer zu klein gekauft?", gell. Sonst werd ich zum Hulk! Ha!

Euer Frollein mit dem textilen Goldfischgedächtnis, das jetzt noch mal ganz undamenhaft wie der Hulk in den Schrank hineinbrüllt

Sonntag, 19. Oktober 2014

Frollein Eves Kolumne für die Weight Watchers Teil 2

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der letzten Kolumne habe ich Ihnen doch versprochen, mich näher mit dem Sättigungsgefühl zu beschäftigen, damit ich meine Hose davon abhalte, mich weiterhin zu piesaken, indem sie mich da zwickt, wo die Sonne niemals hinscheint. Apropos Sonne. Wir waren nämlich im Urlaub, das Sättigungsgefühl und ich. Dummerweise nicht am selben Urlaubsort, das habe ich aber erst beim täglichen Frühstücks- und Abendbuffet festgestellt. Dafür hat sich der Schweinehund als Urlaubsvertretung für das Sättigungsgefühl aufgedrängt. Wirklich jetzt, ich hab ihn nicht eingeladen. Sind Sie schon mal mit Ihrem Schweinehund an einem Buffet entlanggegangen? Und mussten Sie tatenlos und mit großen Augen zusehen, wie dieser Unhold Ihnen den Teller so vollschaufelt, dass die Zugspitze dagegen wie ein Maulwurfshügel aussieht? Also so was! Anfangs haben wir ja noch diskutiert und ich habe ihn an den Schweinsohren Richtung Salatbar gezogen, aber irgendwann hat er mich an meiner Zwickhose gepackt und Richtung Dessert gezerrt, mir das Dessertschälchen (ok, Schale) wie ein Irrer vollgeladen und für das schlechte Gewissen ein Stückchen Melone auf die sandburggroße Tiramisuportion gesetzt.

Wo ich schon von schlechtem Gewissen spreche ... das war nämlich auch gleich mit dabei, hier, im Urlaub. Aber nicht beim Buffet, das schlechte Gewissen geht nicht zum Buffet, das schlechte Gewissen wartet im Zimmer vor dem Spiegel in Deinem Bikini, bist Du wiederkommst. Und tätschelt Dir fröhlich die Röllchen, während der Schweinehund laut schnarchend ins Fresskoma gefallen ist. Aber hey, es ist ja Urlaub, und ich finde da darf man sich auch wirklich mal was gönnen, es ist ja nicht so, dass zuhause im Alltag täglich prächtige Frühstücks-und Abendbuffets darauf warten, von Deinem Schweinehund leergeräumt zu werden. Ich empfinde es als Teil des Urlaubsgenusses, mir soviel vom Buffet zu nehmen, wie ich möchte und bin neugierig auf die Köstlichkeiten fremder Länder. Es würde mich eher nerven, mich grantig zusammenreissen zu müssen. Dann renn ich halt ein bisschen mehr rum, ist ja Urlaub, ich hab ja Zeit. Und wenn es wieder Richtung Heimat geht, dann nutze ich im ersten Treffen nach dem Urlaub die Option „O.W.“ - ohne Wiegen und kehre dann wieder in die alten Muster der vernünftigen Ernährung zurück, was mir komischerweise im Urlaub sehr schwer fällt, zuhause aber relativ leicht von der Gabel geht.

Und nach zwei Wochen ist wieder alles ok, die Zwickhose zwickt nicht mehr, die Sonne scheint mir auf den Salat und ich streite mich nicht mehr mit dem Schweinehund um die klebrigsten Süßigkeiten. Jedenfalls nicht mehr bis wir gemeinsam auf das nächste Buffet zusteuern, im nächsten Urlaub. Aber bis dahin habe ich ja noch Zeit, mich mit dem Sättigungsgefühl zu beschäftigen. Und zwar ab morgen, das versprech ich Ihnen und auch unserem Coach. Großes Schweinehundehrenwort. Was daraus geworden ist, erzähle ich Ihnen dann in der nächsten Ausgabe.

Herzliche Grüße, Ihr Frollein Eve, das gerade vor dem Schweinehund flüchtet, der noch eine Packung ziemlich fieser

Kekse aus dem Urlaub gefunden hat, uiuiui

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Wortwörtliche Mißverständnisse und das Hintertürchen im Adventskalender

Hallo liebe Leser,

ich habe gerade wieder meinen Eintrag "Katzenschreck" überflogen und musste bei dem Bild, das ich als Kind im Kopf hatte, als die Oma mit besorgter Miene meinte, dass die Katze Knoten bekäme, wenn man sie nicht bürstet, nochmal gscheit lachen. Ich spreche hier nicht von der erwachsenen Vorstellung von kleinen filzigen Knoten im Fell, sondern davon, dass die Katze selbst Knoten hätte, also wie ein Taschentuch oder ein Seil und mich gleichzeitig gefragt, ob sie vielleicht auch Schleifen bekommen könnte, weil das sieht doch viel schöner aus als so ein paar schnöde Knoten. Nun gut, jetzt bin ich erwachsen und Knoten sind nicht gleich Knoten und den Unterschied zwischen Swing und Swinger kenne ich nun auch. Aber ich kann mich noch ziemlich genau an die Mißverständnisse als kleines Frollein erinnern. Da habe ich mich nämlich mal gefragt, was denn der Meier bei uns auf dem Dach will, als mein Papa gesagt hat "Da steigt uns aber dann der Meier aufs Dach" weil da ist ja nix los, ist halt hoch, aber ansonsten nix geboten. Aber wenn er meint, der Meier, dann soll er uns halt aufs Dach steigen.
Kurz darauf sind wir gleich noch höher hinaus, also nicht der Meier aufs Dach, sondern wir auf einen Berg hinauf. Familienausflug in die Berge. Die Vorankündigung, dass wir so hoch hinaufsteigen, dass wir in den Wolken wären (das hat meine Mama gesagt, gell) hat mich als Kind so fasziniert, dass ich schon fast bergauf gerannt bin, um mich dann oben, in den Wolken, gemütlich auf eine draufzusetzen und dann mit den Händen darauf herumzupatschen, weil was aussieht wie Watte, muss sich auch so anfühlen. Oben allerdings hat man gar nichts mehr gesehen, nur Nebel. Etwas mißgestimmt habe ich mich bei meinen Eltern danach erkundigt, wo denn jetzt die Wolken wären und sie meinten "Wir stehen mitten in einer drin". Dieser ranzige Nebel sollte also eine Wolke sein. Jetzt echt! Mann war ich sauer, nix mit Wattepatschen und auf Wolken springen! Mein Gesicht war dann so lang wie der Abstieg, da konnte auch ein auftauchendes Murmeltier nichts mehr zu meiner kindlichen Belustigung beitragen. Ich fühlte mich gefoppt.
Und wenn wir schon mal bei der Kindheit sind, dann verrate ich Euch auch gleich meinen miesen Adventskalendertrick. Wenn Ihr Euren Kindern also mal eins auswischen wollt oder gerade keine Schokolade im Haus ist, der Adventskalender aber schon, dann folgt bitte meinen Anweisungen, aber verratet es nicht Eurer Mutter, denn die könnte Eure schokofinsteren Pläne durchkreuzen ;).
Denn dieses Wochenende kamen ja wieder Dinge ans Licht. Kindliche Kleinkriminalitäten quasi. Es fing ja ganz harmlos an mit einem Familienausflug übers Wochenende nach Krumau (da gibts keine hohen Berge mit nebligen Beschisswolken). Mit Sack und Pack und Eltern und Bruder und der Cousine samt Mann. Nach kübelweise Knoblauchsuppe und Bier wurden in einer urigen Kneipe die ollen Kamellen von früher ausgepackt. Was habe ich gelacht, hahaha, bis sie auf den Adventskalender zu sprechen kamen. Da hat mir mein schlechtes Gewissen gleich mal ins Bier gespuckt ;). Weil die Beteiligten an der kleinkindlichen Schurkenaktion von damals nämlich alle mit am Tisch saßen. Meine Mutter, meine Cousine und ich. Uiuiui, das ist mir ja jetzt noch peinlich, das war nämlich ganz schön gemein damals.
Die Freude eines kleinen Kindes in der Vorweihnachtszeit ist ja der Adventskalender mit Schokoladenfüllung. Ich mochte die Schokolade da drin so gerne, dass ich sie am liebsten sofort komplett rausgefräst hätte, aber dann wär ja die Freude die restlichen 23 Tage dahin. Aber als Kind ist man ja auch nicht blöd. Die Szenerie: Frollein Eve in klein mit ihren Eltern zu Besuch bei der Tante und dem Onkel mit der Cousine. Man muss dazu sagen, dass wir ungefähr im selben Alter, also auch Spielkameraden waren. Und es war Adventszeit und wir hatten an dem Tag beide einen Schokoladenadventskalender geschenkt bekommen, den ich den ganzen Abend über schon angegeiert hatte. An diesem Tag war ich auf meine Cousine stinkig, weil sie eine Lerche war (ein Frühzubettgeher), ich eine Eule (ein Spätzubettgeher) und ich mit ihr noch spielen, sie aber schlafen wollte. Das hat mich sehr erbost. Also habe ich mir mein Schurkenkostüm angezogen und bin in einem unbemerkten Moment in ihr Kinderzimmer geschlüpft. Da stand dann ihr Adventskalender. Noch voll. Noch, weil wer so früh ins Bett geht der ist ja selber schuld, wenn ihm die Schokolade weggefressen wird. Pah, habe ich mir gedacht. Aber da es natürlich strategisch ungünstig wäre, alle Türchen aufzureissen, um an die Schokolade zu kommen, hatte ich einen kindlichen Geistesblitz. Ich habe hinten in den Kalender ein kleines Loch gerissen und ihn so lange geschüttelt, bis Stück für Stück der Inhalt raus und in meinen Magen hineingefallen ist. 24 Stück später habe ich ihn wieder an die selbe Stelle hingestellt und er sah genauso aus wie vorher, war halt ein bisschen leichter. Vollgestopft mit Schokolade und mindestens 3 Meter größer vor Schurkenstolz bin ich in die Küche und wollte meine Mutter einweihen, weil bitteschön, soviel Kreativität und Schlauheit muss doch gelobt werden. Das Lob sah dann so aus, dass ich meiner Cousine meinen Adventskalender geben musste und ihren mitnehmen durfte. Gemein, nicht?!
Etwas mißmutig habe ich die folgenden 24 Tage bunte Bildchen hinter einer leeren Plastikform angeglotzt.
Das war jetzt nicht so schön. Hätte ich doch bloß nicht gepetzt.
Naja, aber jetzt bin ich halt schon groß, kann mir meinen eigenen Adventskalender kaufen, oder meinetwegen auch 24, für jeden Tag einen, weiß, dass Katzen keine richtigen Knoten bekommen, dass niemand uns jemals aufs Dach gestiegen ist und dass eine Wolke ohne mit der Wimper zu zucken sagen kann "Es ist nicht so, wie es aussieht, Schatz." ;).

Euch wünsche ich ein schönes Wochenende,
Euer Frollein Fresssack im Schurkenkostüm mit bunten Bildchen