Mittwoch, 2. März 2011

Neue deutsche Eleganz

Liebe Blogleserschaft,

dieser schöne Begriff ist mir vor ein paar Tagen eingefallen, als ich einen kleinen Einblick in die neue Vecona Vintage Kollektion bekommen und gleichzeitig eine Freundschaftsanfrage des fränkischen Modelabels Zweitracht hier erhalten habe.
Ich habe hier in meinem Blog ja schon öfter über die globale modische Gleichschaltung mit anödender Innenstadtgestaltung gemeckert und die letzen beiden Jahre ist mir aufgefallen, dass immer mehr sehr schöne, hochwertige, kleine Modelabels aus dem Boden schießen.
(Nein, nicht wie die Pilze, das wäre ja wahllos und hätte eher so den Handyladencharakter, mit dem größere Verkehrsstraßen abseits der Innenstadt zugeballert werden. Spielcasinos, Handyshops, Imbisse und Kulturvereine. Das Pendant zur innenstädtischen H&M, Zara, Esprit, Street-One etc. same shit different shop- Gleichschaltung.)

Die Zeit ist eben einfach reif, nachdem wir alle modische Global Player waren und uns in den englischen, belgischen, französischen, japanischen H&M Filialen oder den italienischen Zaras, Zeros oder was auch immer im übereinstimmenden Gleichklang gekleidet haben, stolz auf unsere Cosmopolitisch-modische Verbundenheit.

Langsam liebäugelt man wieder mit dem kleinen modischen Unterschied und möchte sich wieder optisch absetzen von den Modekettenrobotern, die tütenschwingend durch die gleichbehäusten Einkaufsstraßen flanieren.
Das erklärt auch den Dawandaboom, und die Hellhörigkeit gegenüber kleinen, vielleicht sogar regionalen Modelabels, die noch ohne indische Kinderhände in der Lage sind, ihre Ideen modisch umzusetzen.
Allein hier haben wir bemerkenswerte kleine Labels wie Zweitracht, Bambiboom oder Lotte Voss. Und nicht zu vergessen, wenn auch nicht regional, Ponymädchen oder Vecona Vintage.
Komplett unterschiedliche Stilrichtungen, aber alle sind durch eine gewisse Eleganz miteinander verbunden. Liebevolle kleine Details, einen eigenen Stil, hochwertige Verarbeitung und das gewisse Etwas, das ist das, was mich an den kleinen Labels so reizt.
Natürlich hat das auch alles seinen Preis, allerdings müssen wir uns auch vor Augen führen, dass diese Labels einfach nicht die Möglichkeit haben, 100.000 Teile in Billiglohnländern fertigen zu lassen und wir durch diese massenvertriebenen Produkte einfach den Wert von Kleidung aus den Augen verloren haben.
Vor kurzem , ich weiss nicht, ob die H&M-Werbung noch hängt, wurde ein Ringelstrickkleid für 9.99 Euro angepriesen.
An und für sich  kaufe ich gerne bei H&M, da dort verschiedene Stilrichtungen abgedeckt werden und man eben einfach immer was findet, wie 10.000 andere Schnecken, die mit demselben Wintermantel wie ich rumlaufen, auch, aber in letzer Zeit gehen dort die Preise schon arg in den Keller.
Klar, eigentlich sollte man sich freuen, Hurraaaa, ein komplettes Strickkleid für 9.99 und eine sehr coole Bluse für 14.99 Euro, ABER: irgendwo müssen diese Dumpingpreise, die wiederum andere Ketten zu Preissenkungen zwingen, ja herkommen. Und nein, das wird kein moralapostolischer Anschiss von wegen Kinderarbeit und ihr spielt da mit, indem ihr die Sachen kauft. Ich denke, das ist jedem klar.
Aber neue Klamotten für diesen Futzelpreis sind meiner Meinung nach einfach nicht normal und an irgendwem oder irgendwas muss ja hier gespart werden, sonst wäre dieser Preis nicht möglich, das hat mich echt zum nachdenken gebracht.
Und es wundert mich nicht, dass die Leute, wenn ein komplett in Deutschland gefertigter Rock um die 130 Euro kostet, affektinkontinent vom Stuhl fallen. Aber nur, weil sie es gelernt haben, dass ein Rock eben nur 12.99 kostet. Bei KIK und ähnlichem Kack auch nur 4.99. 

Irgendwas läuft da schief und das Lager der Kaufbereiten scheint sich zu teilen. Zum einen in die billich-willich-Fraktion, der es wurscht ist, ob sie im Gleichschritt mit ein paar tausend anderen Gleichbekleideten durchs Leben amokshoppt oder der Fraktion ,die gesteigerten Wert darauf legt, sich optisch von der uniformierten Masse abzuheben und dafür auch gerne bereit ist, mehr zu bezahlen.

Und dieses Lager wird meiner Ansicht nach immer größer, da der Wunsch nach individueller Eleganz nach Jahren der globalen Gleichheit wieder im Vordergrund steht, zaghaft zwar noch, aber trotzdem deutlich spürbar.
Ich bin gespannt, was sich in diesem Bereich noch tut, haltet mal die Augen offen, sowohl was die gleichbekleidete Masse angeht (Eigentlich bräuchte man in Deutschland keine Schuluniform einführen, die Kiddies haben ja eh alle dasselbe an, inklusive Justin-Bieber-Gedächtnis-Schwollschädel ;)), als auch was das regionale Bekleidungsangebot  betrifft. Ich bin mir sicher, da tut sich das eine oder andere schöne Schatzkästchen auf.

Mit modischindividuellgewünschten Grüßen,
Euer Schatzsucherfräulein

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